Interview W. Pachali & G. Althaus – Schlüsselkompetenzen

In unseren Blogbeiträgen veröffentlichen wir Fragen von Workshop-Teilnehmern, Interviews mit Pressevertretern und Gespräche mit Kunden.

Schlüsselkompetenzen in Zeiten des radikalen Wandels.
Müssen Unternehmer und Führungskräfte in Zeiten der radikalen Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft mehr in Frage stellen?

Wolfgang
Ja, wir müssen mehr Raum für den kritischen Dialog schaffen, wir müssen Bewährtes und Liebgewordenes schneller und grundlegender in Frage stellen, wir müssen die Fähigkeit entwickeln das zu verlernen, was uns in der Vergangenheit erfolgreich gemacht hat.

Günter
In den derzeit sehr stürmischen Zeiten fehlen vielen Unternehmern und Führungskräften – auf Augenhöhe agierende – Gesprächspartnern. Zunehmend fühlen sie sich „auf-sich-allein-gestellt“. Doch gerade jetzt brauchen sie jemanden der ihnen aktiv zuhört und hinterfragt, der ihnen hilft Unsicherheit und Unplanbarkeit zu verarbeiten. Die klassische Unternehmensberatung verliert im Mittelstand zunehmend an Bedeutung, weil der Unternehmer Sparrings-Partner sucht und keinen, der es vermeintlich besser weiß.

Wird Resilienz zu einer Schlüsselkompetenz?

Günter
Resilienz beschreibt die physische und psychische Widerstandsfähigkeit. Resilienz hilft in Stresssituationen einen kühlen Kopf zu bewahren und Problem-Situationen souverän zu meistern. Resilienz (von lateinisch resilire: zurückspringen, abprallen, nicht anhaften) ist die Fähigkeit auf Probleme und Veränderungen mit Anpassung des Verhaltens angemessen zu reagieren, d.h. mit Zutrauen und Zuversicht. Dafür braucht es allerdings den Erhalt wirtschaftlicher Unabhängigkeit von einzelnen Banken oder einzelnen Geschäftspartnern/ Beschaffungsmärkten. Für mich ist Unabhängigkeit die andere Seite der Medaille, auf der Resilienz steht.

Welche Bedeutung spielt in Zeiten radikaler Umbrüche die Bereitschaft bzw. die Kompetenz zur Veränderung?

Wolfgang
Veränderungskompetenz ist die Fähigkeit, bei radikalen Umbrüchen – auch wenn sie als noch so belastend empfunden werden – die spannende Seite zu sehen, anstatt sich von der Bedrohung lähmen zu lassen. Veränderungsfähigkeit, die Antriebsenergie für Wandlungsprozesse – umfasst das „Können“ (Veränderungskompetenz), und das „Wollen“ (Veränderungsbereitschaft). Die Bereitschaft Veränderungen aktiv anzunehmen, fällt umso leichter je größer die Aufgeschlossenheit für Neues, die Lust auf Weiterentwicklung und die Kreativität im Umgang mit neuen unbekannten Situationen.

Günter
Nicht zu vergessen, sollten wir jedoch noch einen dritten Punkt: Das Durchhaltevermögen. Die Fähigkeit dranzubleiben, wenn Ängste und innere Widerstände gegen Neues auftreten, wenn Versandung droht oder „aussitzen-wollen“ ins Spiel kommt. Durchhaltevermögen wächst mit der erfolgreichen Verarbeitung von gescheiterten Projekten, von unangenehmen Misserfolgen und schmerzlichen Niederlagen. Die Realisierung von Quick-Wins, die den Sinn der Veränderung schnell erlebbar machen, ist dabei extrem hilfreich.

Welche Rolle spielt in solchen Situationen die Fähigkeit zur Kooperation?

Günter
Unsere großen Herausforderungen wie z.B. Digitalisierung lassen sich nur in interdisziplinären Teams erfolgreich bewältigen. Unternehmensinterne Herausforderungen wie z.B. New Work lassen sich nur in Silos übergreifenden Teams nachhaltig meistern. Kooperationsfähigkeit ist mehr als die Fähigkeit, gemeinsam mit anderen zu arbeiten. Nennen Sie mir ein erfolgreiches Unternehmen, dass nicht mit anderen Kooperationen eingegangen ist, um sich weiterzuentwickeln. Selbst Riesen wie Microsoft und Apple haben das verstanden.

Wolfgang
Es geht darum Menschen mit anderen Erfahrungen, Fähigkeiten, Einstellungen als Bereicherung zu empfinden und zu nutzen. Es geht um die Bereitschaft Gemeinsamkeiten wie z.B. gemeinsame Ziele in den Mittelpunkt zu stellen und Trennendes hintenanzustellen.

Immer häufig wird der Erfolgsfaktor Netzwerkfähigkeit in diesem Zusammenhang genannt?

Günter
Zu Recht. Netzwerk-Kompetenz ist die Fähigkeit, Beziehungen zu knüpfen, Beziehungen mit anderen einzugehen und nachhaltig aufrecht zu erhalten. Nicht nur im „Netz“. Diese Netzwerke können hierarchie- oder bereichsübergreifend in einer Organisation oder übergreifend außerhalb der eigenen Organisation bestehen. Sie verfügt über die nötige Sensibilität, Motive und Bedürfnisse anderer zu erkennen und zu berücksichtigen. Der Begriff Netzwerkfähigkeit ist demzufolge eng verknüpft mit der Kooperationsfähigkeit. Netzwerkfähigkeit ist jedoch vom Charakter her eher längerfristiger angelegt, unabhängiger von konkreten Projekten. Netzwerkfähigkeit ist im Gegensatz zur Kooperationsfähigkeit keine betriebliche Eigenschaft, sondern eine persönliche. Starke Netzwerke entstehen nur zwischen Menschen, deren Selbstverständnis im Umgang mit dem anderen auf Werten wie Respekt, Ehrlichkeit und Verlässlichkeit gegründet ist.

Widerstandsfähigkeit, Veränderungsfähigkeit, Kooperationskompetenz, Netzwerkfähigkeit – die entscheidenden Erfolgsfaktoren in unruhigen stürmischen Zeiten?

Wolfgang
Eindeutig ja! Wetterfest in stürmischen Zeiten ist eine Frage von Zutrauen und Zuversicht. Zutrauen und Zuversicht entwickelt sich aus den o.g. Fähigkeiten (Können). Vertrauen ist der Nährboden des Wollens, Vertrauen in die Mitgestalter, Vertrauen in die Lösbarkeit. Je größer die Herausforderung, desto wichtiger werden „Können“ und „Wollen“, die Fähigkeit und Bereitschaft gemeinsam Ideen zu entwickeln und unterschiedliche Interessen und Ansätze gewinnbringend zusammenzuführen. Wer in stürmischen Zeiten Führungsverantwortung hat, hat die Verpflichtung etwas zum „Gelingen zu bringen“.