Interview W. Pachali & G. Althaus – Werte, Haltung, Selbstverständnis

In unseren Blogbeiträgen veröffentlichen wir Fragen von Workshop-Teilnehmern, Interviews mit Pressevertretern und Gespräche mit Kunden und Geschäftspartnern.

Werte, Haltung, Selbstverständnis – in den letzten Blogbeiträgen war davon des Öfteren die Rede. Was genau verstehen Sie – insbesondere im Zusammenhang mit Evolve-Management – darunter und wie grenzen Sie diese Begriffe voneinander ab?

Wolfgang
Grundsätzlich kann man sagen, dass alle drei Begriffe sich auf Zielvorstellungen beziehen, die das eigene Handeln leiten. Dies können Zielvorstellungen sein, wie z.B. Freiheit, Gleichheit oder Solidarität, aber auch Orientierungen, wie z.B. Team-Führung (das tun, was das Beste für das Team ist) oder Team-Treue (zu denen stehen, denen gegenüber man sich verpflichtet hat).

Wie entstehen solche Zielvorstellungen?

Günter
Nach Auffassung der Wissenschaft entstehen die Grundlagen für Werte und Haltungen früh in den persönlichen Biografien und sind eng verknüpft mit Milieus, Kulturen, Weltanschauungen und familiären Prägungen. Sie sind entsprechend tief in der Persönlichkeit verankert und daher eher schwer und nur bedingt im späteren Leben veränderbar.

Wie wichtig ist es, dass sich eine Führungskraft mit seinen ihn leitenden Zielvorstellungen beschäftigt?

Günter
Werte und Haltungen, denen man sich persönlich verpflichtet fühlt, geben Orientierung für das eigene Handeln und damit auch für das Engagement als Manager/Führungskraft. Es ist deswegen wichtig, dass sich Manager/Führungskräfte ihrer eigenen Werte und Haltungen bewusstwerden, sich mit den Werten und Haltungen anderer abgleichen und Brücken zueinander suchen und gestalten.

Wolfgang
Dabei sollten wir stets berücksichtigen: Werte sind nicht nur Orientierungen für das eigene Handeln, sondern auch Vorstellungen, wie die Welt, wie das Unternehmen oder das Team idealerweise sein sollte.

Gibt es allgemeingültige Definitionen für Werte, Haltung, Selbstverständnis?

Wolfgang
Wer im Social Web auf Suche geht, der findet dort sehr kurze – sicherlich vereinfachte – wie z.B.: „Werte sind Zielvorstellungen, die unser praktisches Handeln beeinflussen.“ An anderer Stelle heißt es deutlich ausführlicher: „Werte sind Eigenschaften oder Qualitäten, die als moralisch gut oder erstrebenswert gelten. Sie bestimmen das Verhalten, die Ziele und die Überzeugungen von Individuen oder Gruppen. Werte werden oft in Form von Nominalisierungen ausgedrückt, z.B. Sicherheit, Liebe, Leistung. Sie sind nicht direkt sichtbar, sondern charakteristische Vorstellungen des Wünschenswerten. Werte können in verschiedenen sozialen Kontexten variieren“.

Günter
Demzufolge lassen sich Menschen in ihrem Handeln und in der Ausrichtung und Gestaltung ihres Verhaltens nicht zuletzt von mehr oder weniger bewussten Vorstellungen darüber leiten, was ihnen als gut und wichtig, wertvoll und erstrebenswert gilt – eben von Werten.“

Orientiert man sich an dieser pragmatischen Bestimmung, so wird deutlich, dass Werte sehr vielfältig und unterschiedlich sein können, es also keinen festen und abgeschlossenen Satz von Werten gibt, zu denen man sich bekennen oder nicht bekennen kann.

Was sind Haltungen?

Wolfgang
Zum Begriff „Haltung“ gibt es bei erster Betrachtung wesentlich weniger Definitionen als zum Begriff „Werte“. Allgemeinverständlich, z.B. „Haltung ist die innere Grundeinstellung, die das Wahrnehmen, Denken, Erleben und Handeln einer Person prägt.“ Im Lexikon Socialnet.de heißt es: „Unter Haltung wird die persönliche Einstellung (Werte, Überzeugungen) verstanden, die in Sozialisations- und Reflexionsprozessen erworben wird und neben Wissen und Können Einfluss auf die Orientierung des Handelns nimmt sowie sich auch leiblich ausdrücken kann.“

Günter
Damit wird deutlich, dass Werte und Haltungen keine klar gegeneinander abgegrenzten Begriffe sind. Viele Haltungen lassen sich direkt aus entsprechenden Werten ableiten. Dies macht auch deutlich, dass im alltäglichen Umgang miteinander die Haltungen direkter und damit stärker zum Tragen kommen als die dahinterliegenden Werte. Eine weitere Bedeutungsebene des Begriffs „Haltung“ zeigt sich in Formulierungen, wie „Haltung bewahren“ und bezieht sich eher auf die Konsequenz, mit der eigene Werte im Umgang mit anderen vertreten werden.

Ein weiterer Schlüsselbegriff ist „Selbstverständnis“ – was wird darunter verstanden?

Selbstverständnis ist das Menschenbild, das jedes Individuum von sich selbst hat. Es ist eine Art Selbsteinschätzung oder Selbstwahrnehmung, die sich auf allgemeine und individuelle Kennzeichen gründet. Es beschreibt, wer man ist, und beeinflusst die Ziele, Strategien und Handlungen eines Menschen.

Warum spielen Werte, Haltung und Selbstverständnis eine so bedeutende Rolle in der Unternehmens- und Mitarbeiterführung?

Günter
Von entscheidender Bedeutung für das Führungsverhalten ist die Tatsache, dass gemeinsame Werte den sozialen Zusammenhalt fördern. Je mehr Werte innerhalb eines Unternehmens/Teams geteilt werden, desto stärker ist der soziale Zusammenhalt im Unternehmen/Team. Es geht um bestimmte Grundwerte, die notwendigerweise respektiert werden müssen, um den Zusammenhalt in einem Unternehmen/Team zu gewährleisten.

Welche Werte, welche Haltung betonen Sie im Zusammenhang mit Evolve-Management?

Wolfgang
Evolve-Management baut auf Eigenverantwortung, Selbstorganisation und Hilfe zur Selbsthilfe auf. Das Ziel „sich-weiterentwickeln“ verlangt die Bereitschaft von Managern/Führungskräften sich stets mit den Werten, der Haltung auseinanderzusetzen, die einem selbst und die anderen im Unternehmen/Team antreiben. Auseinandersetzen, das heißt sich selbst kennenlernen wollen, andere wahrnehmen und mit Respekt behandeln zu wollen. Dabei stets das Gemeinsame, das Verbindende und das Aufeinander aufbauende in den Fokus zu stellen. Evolve-Management geht davon aus, dass Stärken des Einzelnen und des Teams gestärkt werden sollen, dass Schwächen des Einzelnen und des Teams stets aus der Übertreibung von Stärken entstehen.