Interview W. Pachali & G. Althaus – Der Unterschied zwischen Evolve Management und bisherigen Ansätzen

In unseren Blogbeiträgen veröffentlichen wir Fragen von Workshop-Teilnehmern, Interviews mit Pressevertretern und Gespräche mit Kunden.

Was unterscheidet Evolve-Management von den bisherigen Management-Ansätzen?

Althaus
Das Umfeld, in dem Unternehmen heute agieren, ist komplexer, volatiler, mehrdeutiger geworden und damit sind Unternehmen zunehmend schwerer zu steuern. Permanent entstehen in den Unternehmen neue Aufgaben- und Abläufe, die es gilt in Einklang zu bringen mit den neuen Werten und Bedürfnissen z.B. nach Eigenverantwortung und Selbstorganisation der Mitarbeiter. Im Zentrum von Evolve-Management steht die Führung eines Unternehmens und seiner Mitarbeiter in Zeiten des schnellen und grundlegenden Wandels.

Was heißt das für die Unternehmer, Manager und Führungskräfte?

Pachali
Im Grunde genommen müssen Sie das bisher erfolgreiche hierarchische Management-Modell verlernen. Sie stehen vor der Herausforderung, diesen Wandel aktiv zu managen, frühzeitig die Weichen zu stellen, die Mitarbeiter rechtzeitig darauf vorzubereiten und ihre Mitarbeiter und Organisation entsprechend weiterzuentwickeln. Von Ihnen wird gefordert verinnerlichte und bewährte Strukturen und Denkweisen aufzubrechen und Offenheit für neue Ansätze zu entwickeln.

Welche Ziele verbindet Ihr mit Evolve-Management?

Althaus
Das Ziel von Evolve-Management ist die Strategie, Organisation, Führung und Steuerung auf eine permanente und nachhaltige Veränderungsfähigkeit auszurichten. Im Kern geht es darum, trotz größerer Unsicherheit und geringerer Planbarkeit eine Kultur der Weiterentwicklung zu verankern.

Pachali: Eine Weiterentwicklung die die beiden Grundaufgaben der Unternehmensführung „run the business“ und „evolve the business umfasst. Beidhändigkeit erfolgreich handeln – keine leichte Aufgabe. Insbesondere da wir uns heute auf Techniken und Tools vorbereiten auf Möglichkeiten einstellen müssen, die morgen erst entwickelt werden.

Wie sehen die wichtigsten „Zutaten“ aus, damit Evolve-Management in der Praxis funktioniert?

Pachali
Eine wichtige „Zutat“ ist die Akzeptanz bei allen Betroffenen, dass das Bessere der Feind des Guten ist. Dass die Notwendigkeit der Weiterentwicklung dem Bedürfnis vieler Mitarbeiter nach Sicherheit und Stabilität im Weg steht. Darauf aufbauend gilt es ein gemeinsames Verständnis darüber herbeizuführen, was Führung im Evolve-Zeitalter ist, und wer führen soll. Früher beruhte Führung auf einem Wissen- und Erfahrungsvorsprung. In einer Zeit, in der Wissen schneller veraltet und neues Wissen unter allen geteilt wird, schwindet dies Basis mehr und mehr. Heute wird Führung – so wie wir sie bislang verstehen – grundsätzlich in Frage gestellt. Führung bleibt – auch wenn um uns herum alles digitalisiert wird – analog – von Mensch zu Mensch!

Wie sollte Führung im Kontext von „Evolve-Management“ aussehen?

Althaus 
Die klassische Rolle des Vorgesetzten wandert ins Archiv. Die alten traditionellen Annahmen, wie z.B. „Einmal Führungskraft, immer Führungskraft“ oder „Alle Führungsaufgaben werden bei einer Person gebündelt“ dürfen wir ablegen. Führungsaufgaben sind delegierbar, können von Mitarbeiter in den Teams übernommen werden. Moderne Führungskräfte befreien sich von einer Vielzahl klassischer Führungsaufgaben – selbstbewusst und ohne Statusverlust.

Inwieweit spielt Kommunikation dabei eine Rolle?

Pachali
Die Kommunikation gewinnt enorm an Bedeutung, weil Führung nicht mehr nur von oben nach unten gestaltet wird. Teams agieren in der Evolve-Welt eigenverantwortlicher, organisieren sich selbst. Die Teams erwarten Spielraum und Freiraum. Aber auch Leitplanken als strategische Orientierungshilfen und Werte als operative Entscheidungshilfen. Wichtiger denn je, werden die Antworten auf die Fragen nach dem „Warum“. Warum sollen wir bestimmte Ziele erreichen, warum ist ein bestimmtes Denken und Handeln gefordert.

Und was hat es mit dem Kulturwandel auf sich?

Althaus
Kultur kann man nicht wie eine Jacke wechseln. Kultur ist träge. Kulturwandel ist ein Marathonlauf, bei dem sich die Läufer im Schneckentempo bewegen. Kultur entsteht aus Handlungen, aus dem Erleben der neuen Werte der neuen Haltung. Radikale Wendemanöver – auch wenn Sie noch so nötig sind und von vielen theoretischen Modellen unterstellt werden – sind in der Praxis ohne Relevanz. Die vom Management geforderte Fokussierung auf das „Was erreicht werden soll“ statt auf das „wie etwas erreicht werden soll“ entspricht einer grundlegenden Denk- und Verhaltensänderung und überfordert zunächst viele.