Interview W. Pachali & G. Althaus – Wir brauchen „Störer“

 In unseren Blogbeiträgen veröffentlichen wir Fragen von Workshop-Teilnehmern, Interviews mit Pressevertretern und Gespräche mit Kunden.

In der Presse ist in letzter Zeit immer häufiger zu lesen „Wir brauchen mehr „Störer“, Mitarbeiter, die unbequeme Fragen stellen, und so die Entwicklung des Unternehmens vorantreiben. Brauchen wir sie, wollen wir sie?  

Althaus
„Störer“ stellen althergebrachte Regeln und Überzeugungen infrage. Ja, für viele sind sie unbequem – weil sie hinterfragen und sich damit viele herausgefordert fühlen. Weil sie die „heilige Ordnung“ stören, die „Tabus“ öffentlich machen. Weil sie kritisieren und aktiv – manchmal sogar lautstark – Veränderungen einfordern.

Pachali
Doch diese „Störer“ sollten wir vielmehr als Katalysatoren verstehen und nutzen. Reibung, Unzufriedenheit, Kritikbereitschaft sind „Augenöffner und Geburtshelfer“ – das Gegenmittel zu Beharrungsstarre, die entscheidende Widerstandskraft gegen Stillstand.  

Schaden sich „Störer“ selbst

Pachali
Wer den Status quo häufig hinterfragt und mit neuen Ideen aufwartet, muss sich auf Gegenwind gefasst machen. „„Störern““ bläst i.d.R. der Wind ordentlich ins Gesicht. Sie ecken mit ihrem kritischen Denken und ihrer provokativen Kompetenz häufig an. Insbesondere weil sie auch Handlungen in Frage stellen, zu denen sie noch keine Antwort haben.

Was machen erfolgreiche „Störer“?

Pachali
Erfolgreiche „Störer“ arbeiten mit starken Bildern, Analogien mit überzeugenden Geschichten. Nachhaltig erfolgreiche Störer nörgeln nicht, sie legen vielmehr den „Finger in die Wunde“, selbst dann, wenn sie noch keine Lösung gefunden haben. Sie wissen, dass Niemand ihnen den roten Teppich ausrollen wird, wenn sie lähmende Gewohnheiten in Frage stellen. Sie wissen, dass sie keinen Orden erhalten werden, wenn sie das jahrzehntelang erfolgreiche Geschäftsmodell pulverisieren.

Althaus
Nachhaltig erfolgreiche Störer suchen sich Mitstreiter, Verbündet. Fürsprecher und Unterstützer, die bereit sind, Ressourcen einzubringen, um ihm beim Platzieren seiner Idee zu helfen und die Entscheider vom Wert seines Vorhabens zu überzeugen. Nachhaltig erfolgreiche Störer investieren Zeit in den Aufbau eines Unterstützernetzwerks, denn Einzelkämpfer sind leicht zu marginalisieren. Nachhaltig erfolgreiche Störer werden durch ihr Team von Verbündeten stärker, sichtbarer. Sie wissen, dass wer Mitstreiter hat, potenzielle Rückschläge besser wegstecken kann.

Der Gedanke – sich an potenzielle Mitstreiter zu wenden – ist naheliegen. Wie findet man diese in der Praxis?

Pachali
Wir nutzen dazu das Gegensatz-Paar „Geber und Nehmer“. Geber sind Menschen, die gerne andere an ihrem Wissen und ihren Erfahrungen partizipieren lassen. Nehmer heben immer dann die Hand, wenn sie die Chance sehen den eigenen Stern „heller strahlen“ zu lassen.

Und wir nutzen das Gegensatz-Paar „Angenehme“ und „Unangenehme“. Angenehme Mitstreiter nehmen wir als zugewandt, einladend und unterstützend wahr. Unangenehme Mitstreiter eher als angriffslustig, herausfordernd und provokativ.

Althaus
Die beiden Gegensatz-Paare in einer Matrix vereint ergeben die Profile „Angenehme Geber, Angenehme Nehmer und Unangenehme Nehmer und unangenehme Geber“. Die „unangenehmen Geber“ sind die interessantesten und die, die am häufigsten übersehen werden, da sie zunächst als kritische Störer wahrgenommen werden. Sie geben uns das Feedback, das wir nicht gerne hören wollen, definitiv aber hören sollten. Sie sind nicht sofort Feuer und Flamme, sondern hinterfragen zunächst unsere Annahmen und Absichten. Meine Empfehlung: Ordne einmal deine wichtigsten Mitstreiter und potenziellen Mitstreiter den vier Gruppen zu. Es öffnet dir die Augen, macht dich sensibler und geduldiger.