Interview W. Pachali & G. Althaus – Das Ziel: „Die Risiko-Kultur verbessern“.

In unseren Blogbeiträgen veröffentlichen wir Fragen von Workshop-Teilnehmern, Interviews mit Pressevertretern und Gespräche mit Kunden.

Das Ziel: „Die Risiko-Kultur verbessern“.
Das Ergebnis: Alte Gewohnheiten setzen sich gegen die guten Vorsätze durch! Warum scheitern so viele Unternehmen an der nötigen Selbstdisziplin?

Wolfgang
Nur zu leicht fällt man in alte Gewohnheiten zurück. Im Privaten, im Unternehmen. Mit dem Rauchen aufhören, mehr Sport treiben – und wenige Monate später: Rückfall in die alten Gewohnheiten. Schlimmer noch:  Je häufiger dieser Rückfall in alte Gewohnheiten, desto mehr steigen Selbstzweifel und Selbstvorwürfen auf, weil die nötige Selbstdisziplin nicht oder nicht ausreichend aufgebracht werden konnte.

Günter
Häufig liegt es aber gar nicht an der inneren Kraft oder dem fehlenden guten Willen, es fehlt schlicht an den notwendigen Techniken. Es fehlt an einem aktiven Rückfallmanagement. Insbesondere wenn es um die Erreichung von Zielen geht, die unter besonderer Beobachtung stehen wie z.B. die Risikokultur eines Unternehmens.

HL Warum sind Verhaltensgewohnheiten so schwer zu verändern?

Wolfgang
Verhaltensgewohnheiten kann man sich wie Trampelpfade vorstellen. Unser innerer Autopilot liebt solche ausgetretenen Trampelpfade. Eine bestimmte Verhaltensweise wurde gelernt, es wurde damit das erreicht, was man erreichen wollte – das Gehirn kann um Entscheidungen erleichtert werden, es schalten den Autopiloten ein.  Ganz einfach, ganz schnell. Der Autopilot muss überlistet werden.

HL: Gibt es typische Denkfehler, die ein Scheitern unserer Veränderungsbemühungen begünstigen?

Günter
Ein typischer Denkfehler ist, dass es ausreicht, wenn wir für uns festlegen, was wir zukünftig anders machen wollen. Wichtiger als das, „Was“ ist aber das „wie“? Wir müssen eine neue Verhaltensroutine aufsetzen und verankern.

Wolfgang
Unsere Veränderungsbemühungen scheitern, weil wie so wenig Veränderungsbemühungen trainieren. Eine gute Übung ist so häufig wie nur möglich absichtlich den Autopiloten auszuschalten: Mal nicht die gleiche Strecke zum Büro fahren. Wer immer wieder einmal Verhaltensroutinen bewusst verändert und im tiefsten Inneren spürt „Es geht“, es funktioniert.

HL: Wie könnten wir uns gegen Rückfälle schützen, wie könnte ein solcher Schutzschirm aussehen?

Günter
Visualisierung. Wir müssen uns im wahren Sinne des Wortes die neuen Verhaltensroutinen sichtbar machen, sie müssen präsent sein, damit sie an Relevanz nicht verlieren. Dieses „Vor-Augen-führen“ zwingt uns zu entscheiden bevor der Autopilot einsetzt: Alte Gewohnheit oder neues Verhalten.

Wolfgang
Alte Verhaltensroutinen sind häufig mit tiefverankerten Glaubenssätzen verbunden: „Do not change a winning team“. Zahlreiche Denkmuster und Denkfallen prägen unseren Alltag, ohne das wir das bemerken. Die meisten Denkmuster sind so verinnerlicht, dass sie unbewusst und automatisch ablaufen und so unsere Entscheidungen und unser künftiges Verhalten beeinflussen. Aufgeben ist keine Option. Ein Unglück kommt selten allei

HL: Welche Strategie sollten wir wählen: Die Strategie der wenigen großen Schritte oder die Strategie der wenigen kleinen Schritte?

Günter
Geduld ist gefordert. Und das lieben echte Macher nicht. Geduld ist nicht die zentrale Stärke erfolgreicher Unternehmer. Bescheidenheit ist gefordert. Und das lieben echte Macher mindestens genauso wenig. Erfolgreiche Unternehmer tun sich schwer Bescheidenheit als Stärke anzusehen.

Wolfgang
Verhaltensmuster sind über Jahre entstanden. Der Faktor Zeit ist wichtig. Und Verhaltensmuster sind mit Erfolg verknüpft. Der Faktor Vertrauen ist wichtig.
Gewohntes gibt uns Sicherheit. Ungewohntes zunächst nicht. Da wir Sicherheit suchen und Unsicherheiten vermeiden wollen hat der Autopilot einen großen Vorteil. Je häufiger wir mit dem neuen Verhalten Erfolge erzielen desto mehr wächst die Sicherheit in uns. Irgendwann kippt der Prozess: Der Autopilot schaltet um, ersetzt die alte Gewohnheit durch die neue Gewohnheit.  

Günter
Diesen Prozess des Ersetzens einer alten Gewohnheit durch den Aufbau einer neuen Gewohnheit können wir erlernen. Je häufiger wir alte Gewohnheiten durch neue Verhaltensweisen ersetzen desto beweglicher werden wir. Und das geht ganz einfach: Jeden Tag etwas anders machen als am Tag davor. Zähneputzen mit der rechten statt der linken Hand, einen anderen Weg zur Arbeit nehmen, mal ein Meeting im Stehen statt im Sitzen. Die Schlüsselfrage lautet: „Was kann ich heute/in dieser Woche/in diesem Monat tun, was ich so noch nie getan habe?“